09.03.2017

Roter Teppich mit Geländer

Dr. Uta Atzpodien - Texte & Dramaturgie, Wuppertal – hat im Rahmen einer Arbeit / Recherche proviel und forum kennengelernt und anschließend die folgenden Zeilen geschrieben, die uns sehr gefreut und begeistert haben. Gerne teilen wir diese hier mit Ihnen:

Die Buchstaben leuchten bunt am architektonisch anmutigen Gebäudes der Firma ‚proviel‘ in der Milchstraße. Sinnbildlich stehen sie für die Unterschiedlichkeit der Menschen. Sie begleiten ein Unternehmen, sein Wirken und die Menschen, die in und für proviel arbeiten. 1994 wurden forum e.V. und proviel von „einer Handvoll fortschrittlicher Wuppertaler“ gegründet, so die Worte des heutigen Geschäftsführers Christoph Nieder. Ziel und engagierter Auftrag waren und sind es, „Menschen mit psychischen Erkrankungen eine berufliche Perspektive zu bieten“.  Als Werkstätten möchten sie der Einzigartigkeit der Menschen gerecht werden. Sie geben ihnen den Raum und die Struktur, die sie für eine stimmige Arbeit brauchen. Sie fördern und ermöglichen Entwicklung. Für jede und jeden kann dies anders aussehen. Daraus entstehen individuelle Arbeitsmöglichkeiten, die sich an den Bedürfnissen der einzelnen Menschen ausrichten.

Ein „roter Teppich mit Geländer“ ist das, so beschreibt es schmunzelnd Christoph Nieder. Es sind Arbeitssituationen, die eine Tagesstruktur anbieten. Dadurch geschieht Orientierung, Vertrauen und das Zurechtkommen in einer oft als zu komplex empfundenen Welt. „Die Menschen sollen sich „selbstständig und gerne darauf bewegen können“. Begeistert beschreibt er Arbeitssituationen und menschlich berührende Momente. Das hat „nichts mit Ziehen, Schupsen und Drücken zu tun“. Mit jedem der 660 Mitarbeiter entwickelt sich ein besonderes Verhältnis. Verbindung und Zugänglichkeit sind für die Arbeit goldene Schlüssel.  Durch die Fähigkeit jeder einzelnen, jedes einzelnen erschließt und entfaltet sich auch wirtschaftlich ein an dem Menschen orientiertes Verständnis von Arbeit. Anders als häufig in der Praxis des ersten Arbeitsmarktes entstehen so Arbeitssituationen ohne Druck. Folge ist eine Arbeit, die dann wiederum als Glück und am Ende des Tages als Stolz empfunden wird.

Über die Werkstätten für Menschen mit Behinderung, den über forum e.V. angedockten Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen und dem ambulant betreuten Wohnen entsteht eine besondere Freiheit. Es ist eine Freiheit für die eigene Entwicklung und für die Menschlichkeit. Das zeigt sich im Unternehmen proviel, aber auch in den Außenarbeitsstellen der Menschen. Wie ein Netzwerk finden sich die 40 Kooperationspartner in ganz Wuppertal. Auch Kunstprojekte spielen eine Rolle, die mit „Glanzstoff - Akademie für Inklusive Künste“ entstehen. Erst kürzlich wurde der CAP-Markt im Quartier Eckbusch eröffnet, in dem Menschen mit Behinderung beschäftigt sind. Für viele Menschen, Beschäftigte und Anwohner, ist hier ein neuer Lebensmittelpunkt entstanden. Das salopp gesprochene „Hallo Mensch, was kannst Du?“ aus dem Mund von Christoph Nieder klingt wie eine Begrüßung, ein Alltags-Mantra oder auch Horizont für besondere Wege des Wirtschaftens. Als er 2010/2011 gebeten wurde die Geschäftsführung von seinem Vorgänger zu übernehmen, wurde ihm eine Staffel überreicht. Es ist ein schönes und ermutigendes Symbol. Es steht für ein Miteinander, dass wie vieles andere schon eine am Menschen orientierte Stadtlandschaft in Wuppertal ausmacht.

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