17.06.2024

Entspannt im Arbeitsalltag

„Stress lass nach“ zeigt Methoden zur Beruhigung.

Es sind viele kleine Tricks, die helfen: mit zwei Fingern über das Handgelenk streichen, Akkupressurpunkte an der Nasenwurzel reiben, langsam ausatmen. Einfach, schnell und unauffällig, so dass man sie (fast) überall anwenden kann. Doch wirkt das auch? „Da kommt man unheimlich gut runter“, findet Frank Schulz, Mitarbeiter bei proviel.  „Hier, ich habe meine beiden Finger am Handgelenk – das merkt man gar nicht“, sagt sein Kollege Jan Stanjek. Beide finden, dass sie sehr von dem Kurs „Stress lass nach“ bei Andrea Völkel profitiert haben. Diese bringt ihre Erfahrungen als Stressbewältigungscoach, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und Traumapädagogin ein.

Im Kurs bei proviel sind Alltagssituationen der Ausgangspunkt. Etwa, wenn jemand in einer Konfliktsituation laut geworden ist. Alle überlegen dann gemeinsam, wie sich die Beteiligten in der Situation vermutlich gefühlt haben und welche Bedürfnisse dahinter stehen könnten. Anhand eines einprägsamen Schaubildes erklärt Andrea Völkel, was dann passiert: Blitzschnell ordnet unser Gehirn ein, ob wir bedroht sind oder nicht. Fühlt sich das Gehirn bedroht, agiert das Stammhirn – „und das kennt nur Fliehen, Kämpfen oder Erstarren“, erklärt Andrea Völkel. Logisch denken, planvoll handeln oder sich einfühlen hingegen könne das Stammhirn nicht. Deshalb sei es so wichtig, zuerst körperlich auf Entspannung zu schalten, Sicherheit zu vermitteln, weil nur dann eine sinnvolle und gesteuerte Reaktion möglich sei. So eine schnelle Entspannung sei durch vier Faktoren möglich: Berühren, Atmung, Rhythmus (etwa geklopft auf den Arm) oder Bewegung (Laufen, Ausschütteln…).

Arbeitsbegleitendes Angebot hilft im Alltag gegen Stress
„Ich konnte mir in dem Kurs sehr viel `rausziehen“, sagt Frank Schulz und erzählt, dass er es inzwischen schaffe, sich in kritischen Situationen mit einer bestimmten Berührung an der Nasenwurzel zu beruhigen. Er habe schon erlebt, dass er anschließend ein Gespräch auf einer ganz anderen und wertschätzenden Ebene wieder aufnehmen konnte. „Mir gefällt das auch viel besser, wie ich jetzt mit anderen spreche“, sagt er.

Ein anderer Aspekt, über den die Runde diskutiert hat, sind die eigenen Ansprüche. Der Stress, den sich Menschen alleine durch ihre Gedanken machen. „Oft hilft es, die eigenen Ansprüche zu relativieren“, erklärt Andrea Völkel. Sie empfiehlt, sich lieber vorzunehmen: „Ich mache es auf meine eigene Weise“ als immer perfekt sein zu wollen. Jan Stanjek berichtet, dass er eine Hospitation im PIKSL Labor plant und anfangs sehr nervös war deswegen. „Dann haben wir darüber gesprochen, dass ich ja gar nicht alle Fragen beantworten können muss und jetzt bin ich ganz beruhigt“, sagt er.

Er schätzt auch das breite Angebot an Arbeitsmaterialien der Kursleiterin – etwa Karten mit Gefühlen, die helfen, das eigene Erleben beschreibbar zu machen. Andrea Völkel wählt Themen und Übungen spontan danach aus, was die Kursteilnehmer gerade brauchen. Sie bietet ihnen verschiedene Methoden und Tricks an, aus denen sich jeder Passendes auswählen kann. Schnauben wie ein Pferd etwa hilft dem einen sehr, anderen ist es peinlich. Aber am Ende hat jeder etwas gefunden, um sich in Stresssituationen zu beruhigen.

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