05.09.2019

25 Jahre proviel - die Westdeutsche Zeitung schreibt heute:

Die Werkstatt für Menschen mit psychischem Handicap ist ein wichtiger Arbeitgeber in Wuppertal.

„Ich freue mich jeden Tag, zur Arbeit zu kommen.“ Solche Sätze hören die Arbeitsanleiter bei proviel immer wieder. Viele der psychisch kranken Menschen, die bei proviel arbeiten, haben vorher berufliche Misserfolge erlebt. Mit Unterstützung der Fachkräfte stabilisieren sie sich, entwickeln Ausdauer und genießen das Gefühl, gebraucht zu werden. Seit 25 Jahren bietet die gemeinnützige proviel GmbH Arbeitsplätze für Menschen mit psychischem Handicap.

Entstanden ist proviel aus der Werkgemeinschaft Alfred Rexroth auf Hof Sondern in Beyenburg. „Der Gedanke, für psychisch beeinträchtigte Menschen eine eigenständige Werkstatt mitten in der Stadt einzurichten, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, war damals völlig neu“, erzählt proviel-Geschäftsführer Christoph Nieder. Eine kleine Gruppe fing 1994 in angemieteten Räumen in Heckinghausen an und erledigte in familiärer Atmosphäre einfache Arbeiten für Industriebetriebe. Schnell wuchs die Belegschaft und die Räume wurden zu klein. 1998 zog proviel in eine neu gebaute Werkstatt an der Milchstraße, die schon sechs Jahre später erweitert werden musste. Zu dieser Zeit waren 400 Mitarbeiter bei proviel beschäftigt. Sie übernehmen dort bis heute Metall- und Montagearbeiten für Industriebetriebe. Seit 2009 gibt es einen weiteren Standort an der Farbmühle in Unterbarmen. Gleichzeitig nutzte die proviel-Mutter forum e.V. die Erfahrung im Umgang mit verschiedensten Lebensläufen für die Maßnahme „Train2Be“. Dabei unterstützt forum im Auftrag des Jobcenters Langzeitarbeitslose mit diversen Vermittlungshemmnissen -  auch psychischen Erkrankungen - beim Wiedereinstieg in den Beruf. Insgesamt haben heute rund 1250 Menschen bei proviel und forum ihre berufliche Heimat.

Enge Zusammenarbeit mit der Industrie

Ein wichtiger Aspekt der Philosophie der GmbH ist die enge Zusammenarbeit mit der Industrie. Auch für die Entwicklung der Mitarbeiter sind Kooperationen wichtig. „Nur durch die Bereitschaft der Wuppertaler Unternehmer, immer wieder Praktika oder Außenarbeitsplätze für unsere Leute anzubieten, schaffen manche unserer Mitarbeiter den Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt“, betont Christoph Nieder. Firmen wie P. Hermann Jung oder Ikea nehmen ständig „Provieler“ auf, die von proviel-Fachkräften betreut werden. So lernen sie nach der geschützten Atmosphäre in der Werkstatt die Abläufe in einem normalen Industrie- oder Handelsbebetrieb kennen. Manchmal wandeln sie nach einiger Zeit ihren proviel-Außenarbeitsplatz in einen normalen Vertrag mit dem Unternehmen um. „Viele Arbeitgeber schätzen unsere Mitarbeiter, weil sie sehr zuverlässig und engagiert sind“, sagt Nieder.

Um den Mitarbeitern unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten zu bieten, geht der Betrieb oft neue Wege: Er betreibt etwa als Junior-Partner an der Seite der Culinaria das Zoo-Restaurant Okavango und eröffnete 2016 am Eckbusch den CAP-Frischemarkt. Im Schulbistro am Gymnasium Sedanstraße verkaufen proviel-Mitarbeiter Snacks, im Kulturkindergarten reinigen sie die Räume und bereiten Frühstück zu. „Wir versuchen, für jeden Mitarbeiter den passenden Arbeitsplatz zu finden“, erklärt der Geschäftsführer das Konzept. Fortbildungen und Sportangebote stärken die Kompetenzen der Mitarbeiter. Zusätzlich bietet das Betreute Wohnen Hilfe bei Alltagsfragen. Das Jubiläum feiert proviel mit einem großen Sommerfest für alle Beschäftigten.

Dateianlagen:
 20190905_wz.pdf (178 KB )

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