30 Jahre gelingende Teilhabe und Inklusion - wartet auf WZ
proviel, Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen, feiert Jubiläum.
Von einer kleinen Gruppe Menschen mit Handicap zu einem gut funktionierenden Inklusions-Unternehmen mit rund 1200 Beschäftigten. Von der kleinen Werkstatt im Hinterhof zum bekannten Player für vielfältige Teilhabe am Arbeitsleben. Von „ins Tun kommen“ zu strukturierter beruflicher und persönlicher Weiterentwicklung mit zertifiziertem Qualitätsniveau. proviel hat in den 30 Jahren seines Bestehens viel erreicht.
„Wir sehen uns als Möglichmacher“, sagt Geschäftsführer Christoph Nieder. Das bedeutet für ihn auch, immer wieder neue Möglichkeiten zu finden, wo und wie Menschen mit psychischer Erkrankung arbeiten können. In den Werkstätten von proviel und auch außerhalb. So, wie es sich jeder Einzelne wünscht. Personenzentrierte Teilhabe eben.
Werkstatt, Kulturkindergarten oder PIKSL-Labor
Deshalb hat Christoph Nieder in den 13 Jahren seiner Tätigkeit bei proviel und für den Mutterverein forum mit dem Team viele neue Arbeitsbereiche und Angebote aufgebaut. Innerhalb der herkömmlichen Industriedienstleistungen und Arbeitsangebote wie Metallbe- und -verarbeitung, (Elektro-)Montagen, Kommission und Verpackung sowie Wäscherei, Lager, Kantine und Haustechnik hat sich das Spektrum an vielfältigen Berufsbereichen deutlich erhöht. Mit dem erfolgreichen CAP-Lebensmittelmarkt schuf proviel eine Abteilung, in der die Beschäftigten mitten im Quartier arbeiten und große Wertschätzung erfahren. Im Zoo-Restaurant Okavango und im Schulbistro am Gymnasium Sedanstraße bereiten gut eingespielte Teams Mahlzeiten vor, servieren und räumen auf. Im Kulturkindergarten sorgen provieler für Sauberkeit und kümmern sich um die Mahlzeiten. In Bereichen wie Fulfillment und „Precious Plastic“ entstanden ganz neue Dienstleistungsangebote mit spannenden Aufgaben. Neu ist auch das PIKSL-Labor, in dem Menschen mit Behinderung als Experten ihren Kunden erklären, wie sie mit Computer oder Handy umgehen können.
Viele weitere Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten bietet proviel gemeinsam mit langjährigen Kooperationspartnern. So arbeiten feste Teams samt Fachkraft oder mit Jobcoach bei IKEA, beim Automobilzulieferer AHA oder im Freibad Eckbusch. Partner wie die Stadt Wuppertal, die Färberei und viele Unternehmen bieten außerdem zahlreiche Betriebsintegrierte Arbeitsplätze an oder die Möglichkeit für Praktika, damit „provieler“ sich bei Interesse und Zutrauen neu erproben und weiterentwickeln können, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Das Inklusionsteam von proviel/forum sorgt mit professioneller Begleitung dafür, dass etwaige Probleme in diesen Entwicklungsprozessen zu allseitiger Zufriedenheit gelöst werden.
Auch die Möglichkeiten zur beruflichen Qualifizierung und Weiterbildung spielen bei proviel und forum eine große Rolle: „Nichts muss, aber alles kann. Wir geben allen Menschen bei proviel die Möglichkeit zur individuellen Weiterentwicklung“, erklärt Christoph Nieder. Um das zu gewährleisten, werden Maßnahmen und Kurse evaluiert und die Fachkräfte konzipieren ständig neue Angebote. In Zusammenarbeit mit der Bergischen IHK haben provieler mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, Teilqualifikationen für Berufsausbildungen zu absolvieren. Ein echter Meilenstein für zukunftsorientierte Werkstattarbeit.
Sichtbar im Stadtbild
Auch mit den Gebäuden möchte Christoph Nieder ganz im Sinne der langjährigen proviel-Philosophie Zeichen setzen. Hell und freundlich sind sie alle sowohl innen als auch von außen. Und in vielen Fällen echte Hingucker. So wurde am Standort Milchstraße die Verbindungsbrücke zwischen zwei Gebäudeteilen optisch als Schwebebahn gestaltet. Der Standort Farbmühle prägt mit intensiver roter und gelber Farbe, aber auch vielen Glasflächen und Holz das Stadtbild. Die Werkstätten verstecken sich nicht, sondern zeigen: Die Menschen mit Behinderung können stolz sein auf ihre Arbeitsstelle.
Mit den Programmen Train2be und Train2beplus bringt proviel/forum die über die Jahre erworbene Expertise auch weitergehend ein: In diesen Maßnahmen erhalten Langzeitarbeitslose im Auftrag des Jobcenters oder der Stadt Wuppertal ein intensives Training. Viele schöpfen dadurch neuen Mut, werden stabiler und finden dann für sich einen neuen Weg. Für manche führt der zurück auf den ersten Arbeitsmarkt, für andere in eine Berufliche Reha. Die allermeisten Menschen bei proviel/forum sagen jedenfalls, dass sie durch die Arbeit und Begleitung viel zufriedener sind. Manche sind sogar schon seit 30 Jahren an Bord.
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