Berufliche Bildung bei proviel
Fachliche Qualifizierung und persönliche Kompetenzen stehen im Zentrum der beruflichen Rehabilitationsmaßnahme.
Viele Menschen, die bei proviel ihre Rehamaßnahme starten, haben bisher keine oder eher negative Erfahrung in ihrem Berufsleben gesammelt, und oftmals wenig Ideen, wie sie sich beruflich weiter entwickeln möchten. Darum ist zunächst das Ziel, Menschen zu stärken, sie zu ermutigen und Vertrauen aufbauen. Vertrauen zu den Fachkräften, zu anderen Teilnehmern und zu sich selbst. „Wir wollen die Teilnehmenden locken, Neues auszuprobieren“, erklärt Anja Kranenberg, Abteilungsleiterin der Beruflichen Bildung (BB). „Dadurch kann Selbstvertrauen wachsen und neue berufliche Perspektiven können gemeinsam entwickelt werden.“
Damit sich die Teilnehmenden das trauen, will das BB-Team möglichst viel Sicherheit geben. Das passiert bereits im dreimonatigen Eingangsverfahren, in dem die Teilnehmenden im Gruppenverbund an ersten Arbeitsaufträgen qualifiziert werden und gemeinschaftlich an Schulungen, Workshops und Reflexionen teilnehmen.
Vielfältige Qualifizierungsmöglichkeiten
In der Grundausbildung geht es deswegen um die Stärkung der Grundarbeitsfähigkeiten und das Kennenlernen und die Erprobung vielfältiger Berufsfelder innerhalb und außerhalb von proviel.
Schritt für Schritt werden die Teilnehmenden dabei an verschiedene Tätigkeiten herangeführt und im Umgang mit unterschiedlichsten Werkstoffen, Werkzeugen und Aufträgen qualifiziert. In Gesprächen mit dem Fachpersonal werden Vorlieben und Ziele, ebenso wie Schwierigkeiten, etwa im sozialen Miteinander, regelmäßig reflektiert. Begleitende Kurse vermitteln zusätzliches Wissen sowohl berufsbegleitend als auch lebenspraktisch. Ob gesunde Ernährung, Entspannungstechniken, Sprachen oder digitale Medien. „Es kommt immer wieder vor, dass Teilnehmende feststellen, viel mehr oder anderes zu können, als sie selber gedacht haben“, ist die Erfahrung von Anja Kranenberg. Deshalb und weil die Berufsbiographie sehr unterschiedlich sein kann von „kein Schulabschluss“ über „abgeschlossenes Studium“ bis zu „langjähriger Berufserfahrung“ ist es wichtig, vielfältige Arbeiten anzubieten und Erprobung zu ermöglichen.
Im Fachübergreifenden Kompetenztraining (FüK) liegt der Fokus auf selbstgewählten Projektzielen. Die Werkstoffe Holz, Metall und Elektro sind dabei nur Platzhalter. „Es geht darum, Problemlösestrategien zu entwickeln und seinem eigenen Qualitätsanspruch gerecht zu werden“, sagt Anja Kranenberg. „Manchmal entdecken Teilnehmer aber auch neue Vorlieben beim Feilen, Löten oder Sägen und richten daraufhin ihre beruflichen Ziele neu aus.“
Fachspezifische Fertigkeiten
In den Qualifizierungsmodulen, dem zweiten Teil der Rehamaßnahme, werden fachspezifische Fertigkeiten entwickelt. Dazu stehen den Teilnehmenden zahlreiche Produktions- und Dienstleistungsabteilungen zur Verfügung, ebenso wie unterschiedlichste Außeneinzel- oder Gruppenarbeitsplätze wie der CAP-Markt, der Kulturkindergarten oder das PIKSL-Labor. Auf Basis von anerkannten Ausbildungsrahmenplänen werden so etwa das Bedienen computergesteuerter Fräsmaschinen in der Metallabteilung, Schneid- und Gartechniken in der Küche oder die Qualitätsanforderungen und komplexe Montage an Kinderfahrzeugen vermittelt. „Entscheidend sind Ruhe und das richtige Setting“, betont Anja Kranenberg, „denn dann findet jeder seinen richtigen Weg“. In diesem Rahmen können auch IHK-zertifizierte Bausteine absolviert werden, die auf individuellere Art den Weg zur abgeschlossenen Berufsausbildung z.B. zum Fachlagerist oder Verkäufer ermöglichen. „Viele Teilnehmende entdecken so die Freude an der Arbeit wieder.“
Und das ist das Ziel: ein Berufsfeld finden, das einem liegt, die Selbstwirksamkeit erleben, neugierig werden und vielleicht den Schritt in die Unabhängigkeit des allgemeinen Arbeitsmarktes wagen.