03.07.2024

Diskussion um Moral und Demokratie

Berufliche Bildung bedeutet auch das Zusammenspiel von „Mensch und Gesellschaft“.

Was ist eigentlich Demokratie? Welchen Einfluss hat es auf mein Leben, ob ich wählen gehen und meine Meinung sagen darf oder ob ich in einer Diktatur lebe? Und was bedeutet Moral? Konkret für mich und für andere? Mit solchen Fragen beschäftigt sich der Kurs „Mensch und Gesellschaft“ der Beruflichen Bildung von proviel.
„Bei uns gibt es immer intensive Diskussionen und jeder kann seine Meinung offen äußern“, sagt Kursleiter Dirk Gerlich. Er bereitet zwar Themen für den Kurs vor – zum Beispiel die Stufentheorie der moralischen Entwicklung von Lawrence Kohlberg – häufig entwickeln sich jedoch auch spontane Gespräche aufgrund von aktuellen Ereignissen und Erlebnissen. Wie etwa die Europawahl. Alle waren überrascht, dass sie dort keinen Ausweis vorzeigen mussten und dass der Stimmzettel so viele Parteien umfasste.
„Es ist immer interessant, wie es in der Gesellschaft aussieht und wie ich mich gegenüber den Mitmenschen benehmen soll“, findet Leonidas Nitas, der grundsätzlich ein großer Fan der proviel-Kurse ist. „Durch die Kurse bin ich selbstbewusster geworden. Ich bin jetzt informiert und kann meine Meinung besser vertreten.“ Diese Aussage bekräftigt sein Kollege Alexander Brinkschmidt. Er interessiert sich für die deutsch-deutsche Geschichte und sagt auch: „Ich möchte wissen, wie das mit der Politik ist.“ Anregungen und eine Grundlage für die Diskussionen geben häufig kleine Filme.

Moral – gefundenes Geld behalten?
Heute stehen moralische Fragen im Mittelpunkt, die anhand des Heinz-Dilemmas nach Kohlberg diskutiert werden. Wenn die Teilnehmer 50 Euro auf der Straße finden – würden sie sie behalten oder beim Fundbüro abgeben? Behalten, sind sich alle Teilnehmer einig. Liegt der Geldschein jedoch in der proviel-Werkstatt auf dem Boden, sieht es anders aus. Hier würden viele das Geld bei den Fachkräften abgeben, weil sie die Person, die es verloren hat, vermutlich kennen. Ein anderes Szenario betrifft die Frage, ob man sich nach einem netten Abend mit der Partnerin des Kollegen verabschiedet oder bleibt und guckt, wie der Abend noch so verläuft. „Ich würde gucken, wie der Abend noch verläuft“, ist hier die seltenere Antwort der Teilnehmenden.
Doch Moral sei keine feststehende Einheit, sondern die Bewertung verändere sich und jeder hat eine eigene Rangliste, erklärt Dirk Gerlich. Deshalb lässt er die Menschen in seinen Kursen auch immer abwägen, welche Werte ihnen besonders wichtig sind. Sie sollen Kärtchen mit Werten wie Familie, Erfolg, Freunde, Gesundheit oder Toleranz nach Priorität sortieren. So werden die Unterschiede wie auch die Gemeinsamkeiten der Kursteilnehmenden aufgezeigt. „Zum Beispiel in den sozialen Netzwerken zeigt man heute viel offener seinen Erfolg als früher“, sagt Dirk Gerlich. Neid werde als Anerkennung gewertet. „Extremer Neid kann aber auch zu Krankheiten führen“, warnt Leonidas Nitas. In der Diskussion über ihre Werte erkennen die Teilnehmenden auch, was ihnen in ihrem Leben wirklich wichtig ist.

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