Grüßen wie ein König
Der Theaterkurs von proviel ermöglicht, andere Charaktere auszuprobieren.
Wie geht ein König? Und wie im Gegensatz ein Diener? Wie grüßen sich die beiden? Wie reden sie miteinander? Damit beschäftigt sich unter anderem der Theaterkurs, der bei proviel Teil des Kursprogramms der Beruflichen Bildung ist. Seit 2009 läuft der Kurs schon bei proviel. Gestartet unter der Leitung von Markus Höller, lange in der Alten Feuerwache, findet er heute im Kulturkindergarten statt, seit 2018 unter der Leitung von Nicola. Wurden zu Beginn Bücher als Vorlage für die Stücke genutzt, so entwickelt das Team die Inszenierungen jetzt völlig frei. Das Thema diesmal: „Blickwinkel“.
Am Anfang haben die Teilnehmenden erst einmal mit Wortfeldern Themen gesucht, die besonders gut unterschiedliche Perspektiven auf die Welt darstellen. Daraus wurden dann einzelne Szenen entwickelt, teilweise auch auf Basis von Material wie dem Höhlengleichnis von Platon oder der Sage „Der Kreis der 99“.
Verschiedene Stimmungen zeigen
Doch zuerst machen sich die Teilnehmenden warm. „Schüttelt alles aus, was angespannt ist“, sagt die Regisseurin. Dann laufen alle im Raum herum. „Nutzt den ganzen Raum. Versucht, eine schöne Bühnenhaltung einzunehmen. Begrüßt euch gegenseitig“, lauten die Anweisungen. Bei der nächsten Übung bewegen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler gegenseitig an gedachten Fäden, als wären sie Marionetten. Oder sie treten in einem Spiel als ängstlicher Moderator, als fröhliche Professorin oder als aufgeregter Naturmensch auf.
Anschließend wird eine Szene mit Diener, König und einem Weisen geprobt. Zwei Teilnehmende sind für das Bühnenbild und den Projektor verantwortlich. Die anderen übernehmen mal die eine, mal die andere Rolle. Hier wird jetzt die unterschiedliche Haltung wichtig: Die Zuschauer sollen auf einen Blick sehen, wer der König und wer der Diener ist. Und sie sollen sofort erkennen, dass der Diener am Anfang fröhlich und später in der Geschichte angespannt und genervt ist. Oder dass der König ärgerlich wird.
Angst vor anderen Menschen verlieren
„Mir macht es Spaß, im Theaterkurs andere Charaktereigenschaften ausleben zu können“, sagt Andrea Lück, die schon lange mitspielt. Sie schätzt das Vertrauen in der Gruppe, das es ermöglicht, verschiedene Ausdrucksformen auszuprobieren. Auch Stefan Hellwinkel spielt schon seit 14 Jahre in der Gruppe und sagt: „Es macht sehr viel Spaß, wenn man etwas anderes spielen kann als sich selbst. Es hilft auch, die Angst vor Publikum zu verlieren.“ Leonidas Nitas findet: „Man wird hier motiviert und flexibel. Wenn die Theatergruppe ausfällt, fehlt etwas.“ Auch Externe sind in der Gruppe dabei, wie Merlin Roemer.
Geprobt wird so lange, bis alle sicher sind, bis die Szenenfolge sitzt und alles gut läuft. Es gibt keine vorher festgelegten Aufführungstermine. „Hier kann man Dinge ausprobieren, ohne dass etwas passiert. Es ist ein Spiel“, nennt Regisseurin Nicola den Vorteil des Theaterspielens. Weitere Mitspieler sind jederzeit willkommen.