Wir im ersten Zukunftsmagazin für Wuppertal.
Wenn jeder Mensch am Arbeitsleben teilhaben kann, dann ist eine Stadt lebenswert.
Im Magazin heißt es u. a.: Wenn man mal genau hinschaut, gibt es durchaus Bemühungen, diese Blockaden zu durchbrechen und neue Wege zu gehen, um den Austausch in Schwung zu bringen. Der Wuppertaler Christoph Nieder ist einer der Menschen, die sich für ein Mehr an Teilhabe und das Widerlegen bekannter Weisheiten einsetzt. Als Geschäftsführer der proviel GmbH und des forum e. V. kämpft er seit 2011 an vielen Fronten gleichzeitig. Unermüdlich kommunizieren der 52-Jährige und sein Team mit Akteuren aus der Politik, mit Arbeitgebern, dem Jobcenter und vielen anderen Entscheidern. Seine Vision heißt Inklusion: „Wir wollen psychisch kranken Menschen die Teilhabe am Arbeitsleben und – da wo möglich und sinnvoll – die die Eingliederung in den Arbeitsmarkt ermöglichen.“
Man könnte auch sagen, Nieder will eine Brücke in den Arbeitsmarkt bauen. Der als Schwebebahnwagen gestaltete Durchgang vom alten in das neue Gebäude am Stammsitz in Elberfeld ist dafür ein schönes Symbol. Durch den branchenübergreifenden Fachkräftemangel sei man hier und da zwar etwas offener geworden, aber das Grundproblem bleibt. „Freie Stellen in den Unternehmen sind oftmals linear ausgeschrieben“, so Nieder. „Man schaut, was für Skills gerade gebraucht werden, und sucht nach Menschen, die in diese Schablone passen.“ Bei proviel – was sich übrigens von pro Vielfalt ableitet – geht man grob gesagt in die andere Richtung. Erst einmal wird geguckt, was an Potenzial vorhanden ist.
Es geht darum, herauszufinden, welche Aufgaben der einzelne Mensch trotz Handicap erledigen kann. Das geht nicht im Schnelldurchgang, sondern nur mit Geduld. Dabei gilt es, sowohl eine Überforderung als auch eine Unterforderung zu vermeiden. Nicht der Job steht im Vordergrund, sondern zuerst der Mensch mit seinen Interessen, Fähigkeiten und Talenten.
„Wenn jeder Mensch am Arbeitsleben teilhaben kann, dann ist eine Stadt für mich lebenswert. Dann baut sie genug Brücken und ist inklusiv.“ Mit dem neuen Wuppertaler PIKSL-Labor in der Hofaue, will Nieder zukünftig noch eine weitere Brücke schlagen. Es geht um die Bereiche Digitalisierung und Medienkompetenz. Das Angebot ist bewusst niederschwellig gehalten und soll Teilhabe über die heute viel genutzten digitalen Kanäle ermöglichen.
Die bereits in vielen deutschen Städten ansässigen Labore sind offene Orte, an denen Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam ihre Medienkompetenz verbessern. Dies geschieht in einem barrierearmen und multifunktionalen Umfeld. Das neue PIKSL-Labor wird in Trägerschaft des forum e. V. und in enger Zusammenarbeit mit der proviel GmbH realisiert. Noch im Sommer 2023 soll es an den Start gehen.
„Wir haben auf Anhieb zwölf Menschen hier im Haus gefunden, die sich mit ihren Digitalkenntnissen dort einbringen können“, so Nieder. Einen festgelegten Fahrplan für das neue Projekt gebe es bislang aber nicht. Das ist auch gar nicht gewollt. „Gerade in Sozialunternehmen ist es wichtig, das Tempo anzupassen. Der Organismus hier darf ruhig langsamer sein, man darf nur das Ziel nicht aus den Augen verlieren“, sagt Christoph Nieder.
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