22.06.2020

„Ich wollte unbedingt wieder arbeiten!“

Betretungsverbot, Notgruppe, eingeschränkter Regelbetrieb – Coronageschichte(n) aus dem Hause proviel

Der Lockdown kam plötzlich. Von einem Tag auf den anderen mussten auch die meisten Mitarbeiter von proviel zu Hause bleiben. In den Werkstätten für Menschen mit Behinderung bestand Betretungsverbot. Auch Karl-Heinz Schaffeld war am 25. März das letzte Mal in der Metallabteilung von proviel, wo er seit zwölf Jahren arbeitet. Er gehört aus mehrfachen Gründen zur Risikogruppe und für ihn stand fest: „Ich habe für mich beschlossen, lieber zu Hause zu bleiben.“ Ein guter Bekannter kaufte für ihn ein, so dass er sich keinem Ansteckungsrisiko aussetzen musste. „Nur zum Arzt bin ich gefahren, sonst bin ich nicht vor die Tür gegangen“, betont der 58-Jährige.

Die ersten Tage gefielen ihm ganz gut. „Das war wie Urlaub.“ Doch je länger der Lockdown dauerte, desto schwieriger wurde die Situation für Karl-Heinz Schaffeld: „Länger als 14 Tage ohne Arbeit ist für mich ein Horror.“ Er guckte von morgens bis abends Fernsehen oder spielte Computerspiele. „Das wurde bald langweilig.“ Deshalb war der Metaller sehr dankbar, als ihm proviel Heimarbeit vorbeibrachte. Dreimal pro Woche erhielt er ein Paket mit „Fischen“ für einen Türschließmechanismus, die in einen Hebel hineingedrückt werden müssen. Karl-Heinz Schaffeld setzte sich jedes Mal sofort hin und arbeitete sein Paket innerhalb kürzester Zeit ab.

Froh war er auch, dass ihn seine Fachkraft jede Woche anrief. „Ich habe sie gebeten, dass ich bei den ersten bin, die wieder arbeiten gehen dürfen. Ich kann doch nicht in der Ecke sitzen und Däumchen drehen.“ Etwas Tagesstruktur brachte es, dass auch während des Lockdowns morgens der Pflegedienst kam und Karl-Heinz Schaffeld beim Anziehen seiner Kompressionsstrümpfe half. Manchmal telefonierte er auch mit seinem Schwager und seinen Nichten. Außerdem rüstete er zu Hause auf: Er kaufte einen neuen Schreibtisch, Computer und Fernseher. Sein Freund half ihm beim Aufbau und Einrichten. „Es war wichtig für mich, wieder Besuch zu haben.“ Deutlich merkte der 58-Jährige jedoch die fehlende Bewegung in der selbst verordneten Quarantäne: „Ich wurde immer schwächer, mir fällt es jetzt schwer, Treppen zu steigen.“

Deshalb ist er glücklich, dass er seit Ende Mai wieder in die Werkstatt kommen darf. „Hier ist es super – Urlaub brauche ich vorläufig nicht.“ Am liebsten würde er auch Samstag und Sonntag durcharbeiten. Er freut sich, mit den Kollegen wieder über die Bundesliga zu plaudern und einen festen Tagessablauf zu haben. Sorge hat er dabei nicht – alle Arbeitsplätze sind jetzt so verteilt, dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden.

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