20.01.2020

„proviel tut einfach gut“

Heute in der Rubrik „von unseren Außenarbeitsplätzen“: Michael Peix, Schulbistro des Gymnasiums Sedanstraße

Fünf verschiedene Berufe hat Michael Peix gelernt. Erst machte er mit 14 Jahren in Barmen eine Metzger-Lehre, dann ging er als Berufssoldat zur Marine und wurde Koch. „Als Proviantmeister habe ich für 17 Boote Speisepläne gemacht“, erzählt der 61-Jährige. „Aber zivil wollte ich nie kochen, weil das so ein Stress ist.“ Außerdem plagten ihn früh Rückenschmerzen.

Also holte der Wuppertaler seine Mittlere Reife nach und ließ sich zum Verwaltungsfachangestellten ausbilden. Bei der Hamburger Morgenpost betreute er die Telefonanlage und verteilte die Post. Für die Kulturredaktion schrieb er Musikrezensionen. „Der Kulturredakteur hatte noch keinen CD-Spieler, deshalb bekam ich immer die CDs.“

Nebenher bildete er sich an einer Abendschule zum EDV- und Finanzbuchhalter fort. Das half ihm, als er als Einsatzleiter zu einem Wachdienst wechselte. „Da musste ich für fast 1000 Angestellte und Aushilfen Dienstpläne und Lohnabrechnungen machen“ - mit dem ersten Computer. Weil ihn der Computer faszinierte, absolvierte Michael Peix eine Umschulung zum EDV-Kaufmann. Für ein Datentechnik-Unternehmen verkaufte er die neuen Systeme an Krankenhäuser oder Großbetriebe. „Damals hatte ich eine Typenrad-Schreibmaschine für meinen Rechner, die war in einer Verpackung, weil sie so laut war“, erinnert er sich an seinen ersten Drucker mit 28 Kilobite Arbeitsspeicher. An der ganzen Westküste Deutschlands war Michael Peix unterwegs, um die Computer anzupreisen.

Nach einem Krankheitsschub kehrte er 1994 nach Wuppertal zurück. Ein paar Jahre lang arbeitete er als Landschaftsgärtner, dann streikte seine Hüfte. Mit 40 Jahren entschied er sich deshalb noch einmal für einen neuen Beruf und lernte an der Technischen Fachschule Hamburg Mediengestalter. Noch während seines Praktikums erhielt er ein Jobangebot bei einer großen Agentur. Seine Aufgabe: Er musste kontrollieren, ob die Daten für die Druckerei auch das gewünschte Farbergebnis schufen. „Dort habe ich wirklich gerne gearbeitet“, schwärmt Michael Peix. Die technische Entwicklung jedoch machte seinen Job irgendwann überflüssig.

Drei Jahre lang schrieb der Mediengestalter Bewerbungen, „alleine 384 im ersten Jahr“. Ohne Erfolg. Dann kümmerte er sich fünf Jahre lang im Ein-Euro-Job um das Sozialkaufhaus in Schwelm. „Das hat richtig Spaß gemacht.“ Ein Mitarbeiter des Jobcenters verlangte jedoch stattdessen, dass er für einen Verwaltungsjob jeden Tag vier Stunden Bahnfahrt auf sich nahm. Diese Umstände verstärkten die Krankheit, so dass Michael Peix 2014 zu proviel wechselte. „proviel tut Menschen einfach gut und ist der Grund, warum ich weiterleben möchte“, sagt er heute.

Seit zwei Jahren arbeitet Michael Peix im Schulbistro des Gymnasiums Sedanstraße. Hier kann er seine Koch-Expertise einbringen. Für die Salatbar und die belegten Brötchen schneidet er Gurke und Tomate, auch die hübschen Preisschilder hat der Mediengestalter entworfen. Der Kontakt mit den Kindern gefällt ihm: „Wir erleben hier herrliche Momente“, schwärmt er und zeigt verzierte Dankesbriefe. Manchmal bäckt das achtköpfige Team frische Waffeln, Crepes oder Pizza. Ansonsten serviert es das leckere Mittagessen, das die proviel-Kollegen an der Farbmühle gekocht haben.

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