09.05.2019

„Die Gespräche mit den Leuten bei proviel haben mir gut getan.“

Zwischen Werkstatt bzw. Bildungs-/Trainingsmaßnahme und dem Allgemeinen Arbeitsmarkt – Geschichten vom Wechsel in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.

Drei Flutschfinger und ein Nogger. Einen Kaffee und zwei Schokoriegel. Einen Plüschlöwen, den in der Mitte bitte. Wenn es warm und schön wird, herrscht Hochbetrieb am Kiosk im Wuppertaler Zoo. Alex Steffens lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig wartet sie, bis jedes Kind entschieden hat, welches Eis es möchte. Sie serviert Kaffee, erklärt den Weg zu den Elefanten und behält den Überblick über das umfangreiche Angebot im Kiosk. Oder sie verkauft am Ausgang in der Zootruhe Kuscheltiere und andere Andenken. „Mir macht die Arbeit hier Spaß, weil ich mit so schönen Dingen arbeite“, betont sie.

Bis zu dieser Arbeitszufriedenheit war es ein langer Weg. Nach der Schule absolvierte die Wuppertalerin eine Ausbildung zur Diätassistentin. Anschließend fand sie erst nach einigen Aushilfsjobs eine Stelle in einem Elberfelder Krankenhaus. Dort herrschte ein großer Zeitdruck und die Kolleginnen machten der 19-Jährigen das Leben schwer. Irgendwann hatte sich die Situation so aufgeschaukelt, dass die junge Frau zusammenbrach. „Ich wusste nicht mehr, was ich machen sollte.“ Hilfe fand sie beim psychologischen Notdienst.

Nach einer Kur versuchte sie eine Rückkehr in ihren alten Job, doch das klappte nicht. Sozialhilfe zu beantragen fand sie demütigend: „Da fühlte ich mich ganz klein und elend.“ Nach einiger Zeit beschloss Alex Steffens jedoch, dass ihr Leben so nicht weitergehen könne; von sich aus rief sie bei proviel an und vereinbarte einen Termin. „Ich wollte wieder ins Arbeitsleben, habe das für mich als Chance gesehen“, betont die junge Frau. Sie begann in der vom Jobcenter geförderten Trainings- und Qualifizierungsmaßnahme Train2be (damals provieliert), organisiert vom forum e.V. „Es war für mich sehr gut, dass ich mit drei Stunden starten konnte, weil ich so große Angst vor der Arbeit hatte“, erkennt sie im Rückblick.

Sie wechselte aus der Train2Be-Maßnahme in die Berufliche Bildung der Werkstatt und steigerte  ihre Arbeitszeit. Langsam stockte sie ihre Stunden auf – dabei konnte sie selbst entscheiden, wann und wie viel. Diese Selbstbestimmung gab ihr Sicherheit. Fing sie anfangs um 12 Uhr an, schob sie den Arbeitsbeginn immer weiter nach vorne, bis sie um 7 Uhr morgens in der Werkstatt war. Durch die einfacheren Aufgaben zu Beginn schöpfte sie neues Selbstvertrauen, ebenso durch Kurse wie Stressbewältigung und Kommunikationstraining. „Die Gespräche mit den anderen Leuten bei proviel haben mir auch gut getan.“

Zwei Jahre und drei Monate verbrachte Alex Steffens in Ihrer beruflichen Rehamaßnahme und nutzte diese zur persönlichen Stabilisierung auf der sie weitere Perspektiven aufbauen konnte. Aufgrund dessen nahm Sie Kontakt mit dem Inklusionsteam auf und absolvierte den Basis- und Berufsorientierungskurs. „Da wurde ich ganz eng betreut“, betont sie. Als ein erstes Praktikum in einem Baumarkt nicht funktionierte, weil sie die Arbeit in Vollzeit zu diesem Zeitpunkt noch überforderte, fingen sie die proviel-Fachkräfte auf. Im Gespräch reflektierte Alex Steffens Probleme und Chancen, trainierte Verhaltensweisen und fand immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen. Aufgrund ihrer großen Tierliebe machte sie anschließend ein Praktikum in einer Hundetagesstätte. Die Chefin dort war sehr zufrieden mit der Praktikantin und hätte sie gerne sofort eingestellt; doch die junge Frau erkannte, dass der Job nicht so richtig zu ihren Plänen passte.

An der hauseigenen Pinnwand fand sie dann einen Aushang für ein Praktikum im Zoo und bewarb sich sofort. „Das hat mir supergut gefallen.“ Auch die Chefin und das Team waren sehr zufrieden mit der neuen Kollegin. Erst arbeitete Alex Steffens im Zoo auf einem Betriebsintegrierten Arbeitsplatz, dann bekam sie eine auf zwei Jahre befristete Stelle. Seit einem Jahr hat sie nun einen unbefristeten Vertrag. Sie verkauft in der Zoo-Truhe und im Kiosk und kümmert sich um die Getränkebestellungen. Heute steht sie auch Zehn-Stunden-Arbeitstage durch und ist rundum zufrieden mit ihrer Leistung. „Es ist sehr beruhigend, zu wissen, dass ich jederzeit bei forum anrufen und unabhängig reden kann“, betont Alex Steffens. In Krisenfällen hat ihr das schon öfter geholfen. Doch in letzter Zeit ist das kaum mehr nötig.

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